Die Wirtschaft befindet sich am Scheideweg.
Die US-Notenbank FED hat zum 1. Juni mit dem QT (Quantitative Tightening) begonnen. Das bedeutet, Geld wird aus dem System gezogen. Bis September werden 47,5 Milliarden Dollar pro Monat aus den gehaltenen Papieren verkauft und ab dem 1.9. steigert sich das Volumen auf 95 Milliarden Dollar pro Monat.
Vorher schon wurde die Zinswende eingeläutet und der Leitzins auf 0,75 Prozent erhöht. Die Implikationen sind seit Monaten zu sehen, nämlich extrem volatile Märkte, Unsicherheit und ein Rekordvolumen bei den Repogeschäften (zwei Billionen Dollar pro Tag!).
Wir sind in der Stagflation! Das bedeutet die Wirtschaft schwächt sich ab, während die Inflation steigt. Allerdings erwarten wir den Zenit der Inflation in den kommenden Monaten, welche dann abgelöst wird durch eine Rezession.
Droht gar eine Depression? Das bedeutet, dass nochmal alles unter die Räder kommt und abverkauft wird – außer Cash. Diese Gefahr sehen auch etliche Insider wie z.B. The Big Short Michael Burry. Er warnt vor einer zweiten Finanzkrise wie 2008. Ins selbe Horn blasen sowohl der Vorstand von JP Morgan, Jamie Dimon, als auch der Präsident von Goldman Sachs. Beide warnen vor turbulenten Zeiten.
Bereiten Sie sich vor - es wird ein wilder Ritt.
Herzlichst,
mit Navid Unger
Chart der Woche
Überall in den USA gibt es seit 2020 einen massiven Anstieg von destruktiven Unfällen in der Lebensmittelproduktion. Gefährdet dies die Grundversorgung?
1. Euer Feedback
In unserem letzten Newsletter haben wir über die drohenden Probleme in der Finanzwelt geredet und welche Rolle die Zinswende der amerikanischen Notenbank dabei spielt. Gerade beim Thema Gold hat uns sehr viel Feedback von verwirrten Lesern erreicht, da wir sonst immer unsere positive Stellung zu Gold untermauert haben.
Hier geht es zu unserem letzten Newsletter.
Zunächst: An unserem langfristigen Ausblick für Gold hat sich nichts geändert. Das jetzige Geldsystem krankt und Gold ist die Absicherung für den Zerfall des Fiat-Systems.
Es ging lediglich um die kurzfristigen Implikationen einer weltweiten Kreditverengung. Diese Verengung ergibt sich aus steigenden Kosten für Kredite, durch Zinserhöhungen, und die Reduzierung der Geldmenge aufgrund der Verkleinerung der FED Bilanz. Diese Ereignisse wirken sich negativ auf die Märkte aus und diese Tatsache wollten wir darlegen. All dies ist jedoch eher temporär und ändert nichts daran, dass das System nicht gerettet werden kann.
2. Stagflation, Rezession oder Depression?
Die Weltwirtschaft gerät langsam aber sicher ins Wanken. In den letzten Daten des Manufaktur-Indexes (PMI), welcher die Wirtschaftsleistung abbildet, ist eine Sache klar zu erkennen:
Wir haben das Hoch der mittelfristigen Wirtschaftsleistung bereits gesehen. Eine Umkehr in einen Abwärtstrend ist also zunehmend wahrscheinlich.
Dazu sorgt die Rekordinflation in den Import- und Energiekosten innerhalb der Wirtschaft für starke Verwerfungen. Steigen die Preise für die wirtschaftswichtigen Ressourcen über ein gewisses Level, werden die Margen der Unternehmen immer dünner, bis viele Unternehmen die zusätzliche Last nicht mehr tragen können. In Europa sind wir von diesen Umständen besonders getroffen, da wir sehr stark auf Energieimporte angewiesen sind. Diese Gegebenheiten sind der Grund, warum sich europäische Staatsanleihen in einem historischen Bärenmarkt befinden. Die Wachstumserwartungen im Euroraum sind gering und die Inflationserwartungen hoch.
Sollte das Wirtschaftswachstum in den nächsten Monaten in negatives Territorium rutschen, wäre die Rezession bestätigt. Gerade für Europa ist dies eigentlich schon zu erwarten, da wir kaum Möglichkeiten haben die Wachstumshemmung wieder umzukehren.
Einige Banken-Chefs warnen vor den Folgen der jetzigen Wirtschaftslage. Sie erwarten einen weiteren Crash in den Aktienmärkten und einige sogar eine weltweite Depression. Es besteht durchaus auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines “Correlation One” Events, sollten wir wirklich in eine Depression fallen.
Correlation One Event
Ein “Correlation One” Event ist ein Ereignis, bei dem sich alle Finanzinstrumente mit einer Korrelation von Eins zueinander verhalten. Das bedeutet, dass alle Assets zusammen fallen und es keinen “sicheren Hafen” mehr gibt. Ein Beispiel dafür ist der Corona Crash von 2020. In dieser Zeit sind alle Aktien gleichzeitig gefallen und man konnte sich nur schützen, wenn man vorher in Cash gegangen ist.
Wie entsteht so ein Ereignis?
In der Welt der Aktienmärkte geht es meistens nur um eine Sache: Rendite. In einer Zeit von billigem Geld ist es für viele attraktiv, Aktien mit Hebel zu handeln. Das bedeutet sie leihen sich zusätzlich Geld, um mehr Aktien kaufen zu können. Wenn der Kurs der Aktie nun steigt, erhöht sich der Gewinn. Man kann dann das geliehene Geld zurückzahlen und die Differenz als Gewinn buchen.
Problematisch wird dieses System in einem Crash Szenario, da dieser Hebel auch in die entgegengesetzte Richtung funktioniert. Fällt der Kurs einer Aktie zu tief, dann erhält man vom Geldgeber (meistens der Aktien-Broker) einen sogenannten “Margin Call”. Dieser “Margin Call” ist ein Hinweis des Geldgebers, dass der Kredit kurz vor dem Punkt ist, an dem ihr eigenes Kapital durch Kursverluste aufgebraucht ist. Die Kreditverträge werden automatisch aufgelöst, wenn das Eigenkapital aufgebraucht ist, da der Geldgeber selber kein Geld verlieren möchte. Kommt es zu so einem Margin Call, verkaufen Händler ihre Assets um mehr Eigenkapital aufzubringen und nicht “liquidiert” zu werden.
Eine Liquidation beschreibt den Prozess, wenn eine Position zwangsverkauft wird, um dem Broker das geliehene Geld zurückzuzahlen. Kommt es zu einem Crash im gesamten Aktienmarkt, erhalten viele Entitäten auf einmal einen Margin Call. Sie sind dann alle dazu gezwungen, Assets zu verkaufen um ihre eigene Liquidation zu vermeiden. Dies sorgt für noch mehr Verkaufsdruck im Markt und die Preise fallen weiter. Dadurch erhalten noch mehr Marktteilnehmer Margin Calls und der Prozess wird zu einem Teufelskreis. In der Panik wird nun alles verkauft, was sich verkaufen lässt. Alle Assets fallen zusammen. Ein Correlation One Event ist geboren.
Diese Ereignisse gehen meist Hand in Hand mit einer Rezession, da die Aktienmärkte stark mit den Wirtschaftserwartungen korrelieren. Correlation One Events sind der Höhepunkt eines Spekulation-Zyklus. Gehen die Crash- und Rezession-Erwartungen wieder mit einem solchen Event einher?
Wir werden es sehen.
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