Es brodelt gewaltig in der Bitcoin-Gerüchteküche.
BlackRock, mit rund 10 Billionen US-Dollar im Rücken der aktuell größte Vermögensverwalter der Welt, steht offenbar kurz vor der Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETFs. Auf der Seite der "Depository Trust & Clearing Cooperation”, die den Handel für die Nasdaq abwickeln, wird der Spot ETF bereits mit dem Handelskürzel “IBTC” aufgelistet. Laut Eric Balchunas – Senior ETF-Analyst von Bloomberg – sei dies ein wesentlicher “Teil des Prozesses zur Einführung eines ETFs”.
Zur Einordnung: Die DTCC ist ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur im Hintergrund der US-Finanzmärkte. Sie wickelt jährlich Aktien-Käufe und Verkäufe im Wert von 2,3 Billiarden US-Dollar ab (nur zur Info: Eine Billiarde sind tausend Billionen und eine Billionen ist wiederum tausend Milliarden). Sie sind damit das größte Finanzclearinghaus der Welt. Außerdem führt der ETF-Analyst weiter an, dass BlackRock derzeit Seed-Investoren sucht. Ein sogenannter “Seed-Investor” gehört zu den ersten Investoren eines ETFs, bevor dieser an einer Börse gehandelt wird.
Balchunas spekulierte weiter, dass BlackRock entweder schon grünes Licht für die Börsennotierung bekommen habe oder einfach nur alles vorbereitet, weil man davon ausgeht, dass der ETF zugelassen wird.
Larry Fink: Bitcoin ein Qualitätsasset
Erst vergangene Woche hatte eine Falschmeldung des Krypto-Medienunternehmens Cointelegraph dazu geführt, dass der Bitcoin-Kurs binnen weniger Minuten auf fast 30.000 Dollar anstieg. Doch erste Zweifel regten sich bald schon auf X (ehemals Twitter). In den Kommentaren wurde eine Quelle verlangt, denn die hatte Cointelegraph nicht geliefert. Doch die Hinweise, dass der ETF tatsächlich genehmigt worden war, verdichteten sich zunächst.
So berichtete der Senior ETF-Analyst von Bloomberg, Eric Balchunas, dass auch Reuters meldet, dass die SEC den ETF genehmigt habe. Kurz darauf folgte die große Ernüchterung, als die Fox Business Journalistin Eleanor Terrett Entwarnung gab und sich auf eine Aussage von BlackRock selbst stützte, die bestätigt hatten, dass es sich um eine Falschmeldung handele. Und so schnell wie es nach oben gegangen war, ging es dann auch wieder bergab. Der Schaden war jedoch schon angerichtet, denn alle, die gehebelt short waren, also auf fallende Kurse gewettet hatten, wurden mit einem Mal aus dem Markt gespült. Innerhalb von nur einer Stunde nach Veröffentlichung des Tweets wurden Positionen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar liquidiert.
Viel interessanter war jedoch die anschließende Reaktion von BlackRock CEO Larry Fink, der in einem Interview auf Fox Business seine Meinung zur aktuellen Situation bekannt gab. Laut Fink handelt es sich bei der Kursrallye um weit mehr als bloße ETF-Spekulationen. "Die Rallye heute ist eine Flucht zur Qualität", so Fink wörtlich. Eines dürfte klar sein. Die Zulassung eines bzw. mehrerer ETF dürfte den vergleichsweise kleinen Bitcoin-Markt mit Geld (über-)schwemmen.
So ändern sich also die Zeiten. Vor wenigen Jahren noch hatte Fink Bitcoin noch als einen "Index für Geldwäsche" bezeichnet. Wie man es auch dreht und wendet. Die Kursreaktion hat zumindest gezeigt, dass ein ETF noch nicht eingepreist war, so wie es manche behauptet hatten.
Ein Spot-ETF würde den Markt mit Geld überfluten
Eines lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen. Wenn der Antrag von BlackRock genehmigt wird, könnte das dazu führen, dass auch eine ganze Palette an weiteren ETFs zugelassen werden, wie zum Beispiel der ETF von ARK oder Fidelity. Doch warum ist ein Bitcoin-ETF so wichtig? Wieso sorgt dieser für so viel Aufregung im Bitcoin-Space und an den Finanzmärkten generell? Ganz einfach.
Viele große institutionelle Investoren wie zum Beispiel Versicherungen oder Pensionsfonds haben aktuell keine Möglichkeit, in Bitcoin zu investieren. Ein Spot-Bitcoin-ETF wäre hier ein Gamechanger, denn dieser lässt sich leicht über eine Börse erwerben und erfüllt in der Regel alle regulatorischen Anforderungen, mit denen sich große institutionelle Investoren konfrontiert sehen.
Wie bereits erwähnt, würde ein ETF enorme Summen in den relativ kleinen Bitcoin-Markt spülen. Immerhin verwaltet BlackRock aktuell rund 10 Billionen US-Dollar. Vanguard kommt auf rund 8 Billionen. Die Nummer drei Fidelity kommt immerhin noch auf rund 4,5 Billionen US-Dollar. Zusammen haben die Top 3 also mehr als 20 Billionen verwaltetes Vermögen. Doch wieviel davon könnte dann tatsächlich in den Bitcoin-Markt fließen? Darüber lassen sich bislang nur Spekulationen anstellen. Galaxy Research schätzt zum Beispiel, dass ein Bitcoin-ETF bedeuten könnte, dass allein im ersten Jahr rund 14 Milliarden Dollar (siehe nächste Abbildung) in den Markt fließen. Im zweiten Jahr wären es schon ca. 27 Milliarden.
Man muss sich immer wieder bewusst machen, wie klein die Anlageklasse Bitcoin tatsächlich noch ist. Die aktuelle Marktkapitalisierung von BTC liegt aktuell bei rund 670 Milliarden Dollar. Nur zum Vergleich: Der globale Anleihemarkt ist mit 133 Billionen Dollar nach Immobilien die zweitgrößte Assetklasse der Welt. Und die Schulden, insbesondere die der USA, wachsen gerade von Tag zu Tag unaufhaltsam weiter an. So stieg erst kürzlich die US-Verschuldung an nur einem Tag um 275 Milliarden Dollar auf ein Rekordhoch von 33,4 Billionen USD. An nur einem einzigen Tag kam also etwa die Hälfte der Bitcoin-Marktkapitalisierung als neue Schulden hinzu.
Eines kann man mittlerweile mit großer Sicherheit sagen. Was wir gerade am Anleihemarkt erleben, ist ein wirklich historischer Einbruch. Über Jahre hinweg haben die Notenbanken die Zinsen immer weiter abgesenkt und durch Quantitative Easing, gigantische Summen Geld in den Markt gepumpt. Dadurch hat sich am Anleihemarkt eine gigantische Blase gebildet, die nun die Luft ablässt.
Besonders deutlich erkennt man das am Chartverlauf des TLT-ETFs (siehe nächste Grafik). Dieser beinhaltet langlaufende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 20 Jahren. Mitte 2020 hatte der ETF ein Hoch bei rund 170 Dollar erreicht. Danach ging es steil bergab bis auf rund 85 Dollar. Ein Kursverlust von sage und schreibe 50 Prozent. Und das auf vermeintlich sicheren US-Staatsanleihen, die eigentlich so gut wie Geld sind und zudem als quasi risikolos gelten.
“There is no second best”
Auch wenn Larry Fink noch gern das Wort “Krypto” in den Mund nimmt, so sehen wir aktuell eine Flucht in die beste Kryptowährung, die es am Markt gibt. Besonders deutlich erkennt man das an der sogenannten “Bitcoin-Dominanz”. Die Bitcoin-Dominanz beschreibt im Grunde genommen das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung von Bitcoin und dem Rest der Kryptowährungen. Diese ist zwischenzeitlich auf ein 2,5-Jahreshoch gestiegen.
In anderen Worten: Es trennt sich gerade die Spreu vom Weizen. Die meisten Investoren dürften sich an dem ein oder anderen Altcoin die Finger verbrannt haben und verstehen so langsam, dass Bitcoin die Zukunft ist und nicht der 100. neue Dog-Meme-Coin. Oder wie Michael Saylor es formulieren würde: “There is no second best!
Dieser Beitrag ist zuerst bei Coinfinity erschienen.