Liebe Leserinnen und Leser,
der Bitcoin hat in den letzten Wochen einen starken Abverkauf gesehen. Was hat das mit dem Bundeskriminalamt (BKA) zu tun und warum denke ich, dass Deutschland gerade einen sehr großen Fehler begeht?
Alle Einzelheiten in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst,

Inhalt
BKA verkauft BTC
USA im Bitcoin-Modus
Bitcoin bricht ein
Ein folgenschwerer Fehler
BKA verkauft BTC
Es passiert nicht oft, dass Deutschland und der Bitcoin in einem Atemzug genannt werden, doch wenn dies geschieht, dann ist es leider meistens in einem negativen Kontext. So ist es auch diesmal. Seit Tagen kursieren Meldungen im Netz, die dokumentieren, dass das Bundeskriminalamt (BKA) große Mengen an Bitcoin veräußert.
Doch wie ist das BKA überhaupt in den Besitz der Kryptowährung gekommen? Die Behörde hat über die letzten Jahre erhebliche Mengen an Bitcoin im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen beschlagnahmt. Mitte Januar erst hatten sächsische Ermittler etwa 50.000 Bitcoin im Wert von ungefähr zwei Milliarden Euro beschlagnahmt.
Dies stellte die bisher größte Sicherstellung von Bitcoin durch deutsche Strafverfolgungsbehörden dar, wie LKA-Sprecher Kay Anders damals dem MDR bestätigte. Die Bitcoin sollen dabei vor allem von den mutmaßlichen Betreibern der illegalen Streaming-Plattform movie2k.to stammen. Das Verfahren gegen die beiden Betreiber der Streaming-Plattform läuft immer noch.
Wie aus On-Chain-Daten (Daten, die auf der Blockchain einsehbar sind) hervorgeht, tätigt die Bundesbehörde seit Mitte Juni größere Bitcoin-Transaktionen. Von den fast 50.000 BTC, die von der Generalstaatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden, waren Mitte der Woche nur noch etwa 13.110 BTC im Wert von rund 770 Millionen US-Dollar übrig.
Den Status des Bitcoin Milliardärs war die Bundesrepublik damit vorerst los. Wie man in der folgenden Abbildung erkennen kann, befand sich Deutschland damit aber immer noch unter den Top 5 der Nationen mit den meisten (offiziellen) Bitcoin.

Doch am Freitag folgte dann die Meldung, dass nun alle Bitcoin verkauft worden waren. Dies ging ebenfalls aus Daten von Arkham Intelligence hervor.

Ein folgenschwerer Fehler
Während die deutschen Behörden wie verrückt Bitcoin am Markt verkauften, öffnen sich andere Länder gerade immer weiter in Richtung Bitcoin. So positioniert sich zum Beispiel der US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump zunehmend pro Bitcoin. Erst vor kurzem hatte er betont, dass alle künftigen Bitcoin in den USA geschürft werden sollen.
Zudem wird der 45. Präsident der USA in wenigen Tagen auf der größten Bitcoin-Konferenz der Welt in Nashville auftreten. Neben dem unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy Jr. sind somit zwei Präsidentschaftskandidaten auf einer Bitcoin-Veranstaltung anwesend.
Das unterstreicht, welchen Stellenwert das Thema mittlerweile in den USA einnimmt. Diese Ereignisse bestärken die in meinem Bestseller “Die größte Chance aller Zeiten” aufgestellte These, dass sich die USA möglicherweise auf eine Zeit nach dem US-Dollar-Standardvorbereiten. Und der Bitcoin könnte hier eine wichtige Rolle einnehmen.
Wenn Sie nachlesen wollen, welche Indizien es dafür gibt und wie wir zu dieser These gelangt sind, kann ich an dieser Stelle wärmstens mein Buch empfehlen.
Es könnte für Deutschland also nicht nur aus rein monetären Gesichtspunkten Sinn machen, Bitcoin zu besitzen. Auch aus einer strategischen Perspektive sollte man als Staat ernsthaft darüber nachdenken, ein neutrales Asset wie Bitcoin zu besitzen. Denn insbesondere in Zeiten gigantischer Haushaltsdefizite ist ein Asset mit deflationärem Design eine offensichtliche Wette. Man braucht im 21. Jahrhundert neben Goldreserven definitiv auch Bitcoin-Reserven.
Bitcoin bricht ein
Aber schauen wir etwas auf die Preisbewegung der letzten Tage. Nach einem starken Jahresauftakt ist der Bitcoin in den letzten Wochen stark eingebrochen. In den sozialen Median wird dafür gerne die Thematik Mt.Gox und die Verkäufe des BKAs als Erklärung herangezogen. Doch man darf nicht vergessen, dass der Bitcoin eines der Assets ist, das am sensibelsten auf Liquidität (Geldmenge) im System reagiert. Und hier scheint der Bitcoin aktuell auf den nächsten Schub zu warten (siehe nächste Abbildung).

Auch wenn der Bitcoin aktuell im Bereich der 58.000 US-Dollar und damit mehr als 20 Prozentunter seinem Allzeithoch notiert, darf man nicht vergessen, dass die größte Kryptowährung seit Jahresbeginn rund 30 Prozent zugelegt hat. Der Technologieindex Nasdaq 100, in dem auch die Überflieger-Aktie von Nvidia enthalten ist, konnte seit Jahresstart rund 25 Prozent zulegen. Somit spielt die Performance von Bitcoin trotz des Kurssturzes in den letzten Tagen immer noch in einer eigenen Liga.
Ein folgenschwerer Fehler
Der Verkauf der Bitcoin ist zwar ein kurzfristiger Geldsegen, vor allem für den Freistaat Sachsen. Allerdings ist das sehr kurzfristig gedacht.
Denn eines steht fest: Die Welt ist hoch verschuldet. Früher oder später werden die Notenbanken zu einer lockeren Geldpolitik zurückkehren müssen, die Zinsen senken und die Schulden monetarisieren. Das wird die Fiat-Währungen weiter entwerten und das neu gedruckte Geld wird seinen Weg vor allem in begrenzte Vermögenswerte finden – und dazu zählt vor allem der Bitcoin.
Deutschland hat das härteste Gut aller Zeiten verkauft und dafür Euros erhalten, die jedes Jahr weiter an Wert verlieren. Allein seit Einführung hat der Euro fast 40 Prozent an Kaufkraft verloren (siehe Abbildung) und diese Entwicklung wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter fortsetzen.

So günstig wird der Deutsche Staat wohl nie wieder solche Mengen an Bitcoin kaufen können. In einigen Jahren wird man die Verkäufe vermutlich sehr bedauern. Nicht umsonst gibt es unter Bitcoinern die von Michael Saylor aufgestellte Goldene Regel: “You do not sell your Bitcoin!” (Deutsch: “Man verkauft seine Bitcoin nicht!”)
Hinweis: Das Titelbild wurde mit Midjourney erstellt. Dieser Beitrag ist bereits bei Focus Online erschienen und wurde für diesen Newsletter aktualisiert.