Liebe Leserinnen und Leser,
Gold im Rallyemodus! Die magische Marke von 2.000 US-Dollar wurde erneut überschritten und in der Nacht von Sonntag auf Montag ging es zwischenzeitlich sogar auf ein neues Allzeithoch bei über 2.100 Dollar bevor der steile Anstieg dann am Montag schnell wieder zusammengebrochen war.
Parallel dazu setzt sich die Bitcoin-Rallye weiter fort. Die 40.000er-Marke wurde bereits überschritten und zum aktuellen Zeitpunkt wurde auch schon die 41.000 Dollar geknackt.
Was steckt hinter dem Anstieg bei Gold und Bitcoin? Sollte man jetzt Rücksetzer zum Nachkauf nutzen und wie könnte es weitergehen?
Mehr dazu im heutigen Newsletter. Viel Spaß beim Lesen.
Herzlichst,
Inhaltsverzeichnis
Chart der Woche
Gold: Ist das der Ausbruch?
Goldminer mit Aufholpotenzial
Bitcoin hebt ab
Tweet der Woche
Chart der Woche
Regelmäßiges Ansparen (Dollar Cost Averaging) bei Bitcoin zahlt sich aus. Hier die Kursperformance bei einem täglichen Sparplan seit dem 1.1.2020:
Bitcoin: +106%
Nasdaq: +28%
S&P 500: +18%
Gold: +16%
U.S. Treasury Bonds: -20%
Gold: Ist das der Ausbruch?
Werfen wir zunächst einen Blick auf fundamentale und technische Faktoren bei Gold.
a) Geopolitische Unsicherheiten
Der Anstieg an den Futures-Märkten in der Nacht von Sonntag auf Montag hatte vor allem mit einer Meldung des Pentagon zu tun, dass es im Roten Meer mehrere Angriffe auf Handelsschiffe gegeben hat. Außerdem hieß es, dass auch ein US-Marineschiff betroffen gewesen sein soll. Das hat natürlich zunächst Panik ausgelöst, denn die Gefahr, dass jetzt auch die USA in den Krieg mit eingezogen werden, hatte sich damit schlagartig erhöht.
Zudem haben nach wie vor Krieg zwischen der Hamas und Israel. Dieser Krieg hat die geopolitische Spannungen im Nahen Osten stark angeheizt. Das Risiko, dass sich der Konflikt ausweitet, ist real. Gleichzeitig haben wir immer noch einen Krieg in der Ukraine, auch wenn sich hier die internationale Aufmerksamkeit etwas abgewendet hat.
b) Zentralbanken kaufen Gold
Außerdem sehen wir eine immer noch hohe Nachfrage von vielen Zentralbanken. Wie der folgende Chart zeigt, gehören die Zentralbanken jetzt schon seit über einer Dekade zu den Nettokäufern von Gold.
Und der Trend ist nach wie vor ungebrochen. Nach Angaben des World Gold Council haben die Zentralbanken in diesem Jahr bisher 800 Tonnen Gold gekauft (siehe nächste Abbildung).
Nur mal zur Größeneinordnung. Die Nachfrage nach nur drei Quartalen ist also schon jetzt größer als in jedem einzelnen Jahr seit 2010. Stand jetzt ist die Nachfrage nach Gold 14 Prozent größer als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Vor allem China deckt sich seit geraumer Zeit mit Gold ein. Satte 181 Tonnen wurden in diesem Jahr allein aus China nachgefragt. Die chinesische Zentralbank hält demnach offiziell insgesamt 2.192 Tonnen.
Außerdem hat sich China in den vergangenen Monaten kontinuierlich von amerikanischen Staatsanleihen getrennt. Das geht aus den Reports des US-Finanzministeriums hervor. Innerhalb eines Jahres verringerten sich Chinas Bestände an US-Schuldscheinen um 12,5 Prozent bzw. 117,4 Milliarden US-Dollar. Die Frage, die sich viele stellen, lautet natürlich, wieso China so viele Anleihen verkauft. Manche argumentieren, dass man sich unabhängiger vom Dollar machen will, andere wiederum sagen, dass die eigene wirtschaftliche Lage dermaßen angespannt ist, dass man einfach Geld braucht.
c) Globale Liquidität steigt
Und ein dritter Punkt und ist, dass wir steigende globale Liquidität haben. Auch dazu ein interessanter Chart vom Makroanalysten Raoul Pal.
Was zeigt uns der Chart? Im Grunde genommen, dass der Boden in Sachen Geldmengenrückgang im Oktober 2022 erreicht wurde. Das war interessanterweise auch der Zeitpunkt, als die großen Aktienindizes wie der Nasdaq 100 ihren Boden gefunden haben. Seitdem steigt die globale Liquidität der Zentralbanken wieder. Liquidität heißt, sie drucken Geld.
Aber Moment Mal. Haben wir nicht überall in den Medien gelesen und gehört, dass die Zentralbanken gerade kein Geld drucken, weil sie die Inflation bekämpfen müssen? Das stimmt, aber das gilt nicht für alle Notenbanken dieser Welt. Bereits seit einiger Zeit hat die People's Bank of China damit angefangen, die Zinsen zu senken und damit Liquidität ins System zu pumpen. Wieso? Weil die Wirtschaft schwächelt. Liquidität ist das, worauf es an den Märkten ankommt. Im Prinzip seit der Finanzkrise 2008, als die Notenbanken die Zinsen auf null gesenkt haben, sehen wir, dass fast alle Assets von der Liquidität im System getrieben werden. Wie der folgende Chart zeigt, gibt es daher eine enge Korrelation zwischen der globalen Geldmengenausweitung und einem Anstieg beim Goldpreis. Sollte der Trend von steigender Liquidität bis ins Jahr 2024 anhalten, so dürfte das auch Gold weiter Rückenwind geben.
Und dann gibt es da noch die Beziehung zwischen den Realzinsen und Gold. Eigentlich gibt es hier eine enge Korrelation und trotz der kurzfristigen Rallye, die wir bei den Anleihen gesehen haben, ist die Diskrepanz immer noch enorm. Laut der Korrelation sollten wir entweder bald fallende reale Zinsen sehen oder der Goldpreis lügt. Dritte Möglichkeit: Es hat eine Entkopplung gegeben. Wenn man sich die Staatsschulden der USA anschaut, dann müssen die Zinsen jedoch eigentlich sinken, weil die Zinszahlungen auf die Staatsschulden gerade durch die Decke gehen (siehe nächster Chart). Diese sind in den USA mittlerweile höher als die Ausgaben für das eigene Militär.
d) Technisches Bild
Charttechnisch betrachtet hat Gold zunächst den perfekten Ausbruch aus der berühmten Cup and Handle Formation hinbekommen. Jetzt liegt es an Gold, sich über dem Widerstand bei 2.070 Dollar zu halten und den Ausbruch aus der einjährigen Seitwärtsbewegung zu bestätigen.
Quelle: TradingView
Innerhalb von 2,5 Tagen ist der Goldpreis um ganze 113 Dollar bzw. 5,6 Prozent gestiegen. Wahnsinn für den Goldmarkt. Ob der Ausbruch nachhaltig ist, hängt nun wie bereits erwähnt davon ab, ob das alte Widerstandslevel bei 2.070 als Unterstützungslevel gehalten werden kann. Das stark Reversal während des Handels am Montag zeigt, dass hier nach wie vor Skepsis angebracht ist. Ein Wochenschluss unter 1.980 Dollar wäre hingegen sehr negativ und würde bedeuten, dass die Lage neu bewertet werden müsste.
Man sollte also weiterhin nicht die Augen vor möglichen Risiken verschließen. Was ist zum Beispiel, wenn die Zinsen doch noch weiter steigen werden und damit auch der Dollar an Stärke gewinnt? Das würde definitiv nochmal Druck auf den Goldpreis ausüben. Andererseits würden sich so langfristig aber wieder gute Chancen ergeben.
Goldminer mit Aufholpotenzial
Es hängt also jetzt an den Bullen, den Ausbruch bei Gold zu bestätigen. Sollte das gelingen, so könnten wir nochmal eine Etage höher steigen, bevor es eine Korrektur geben sollte. Diese sollte man aber definitiv zum Nachkauf nutzen bzw. wer noch nicht positioniert ist, sollte dies als Einstiegschance sehen.
Falls die Korrektur deutlicher ausfallen sollte, so wäre das vermutlich auch die letzte Chance, anonym eine ganze Unze Gold zu erwerben. Danach wird es das wohl auf absehbare Zeit erst einmal gewesen sein.
Wer gerne etwas risikoreicher unterwegs ist, der sollte auch definitiv einen stärkeren Rücksetzer nutzen, um bei den Minenaktien einen Fuß in die Tür zu bekommen, bzw. seine Positionen auszubauen. Denn vor allem die Goldproduzenten hinken dem Goldpreis noch deutlicher hinterher. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen haben viele der großen Unternehmen in den vergangenen Jahren miserable und zu teure Übernahmen getätigt. Außerdem haben wir in den letzten 15 Jahren einen Anstieg der Bergbaukosten gesehen. Egal ob Energierohstoffe wie Diesel, Schmierstoffe, Bergbaumaschinen, Löhne für Bergleute und Facharbeiter, Wirtschaftlichkeitsstudien, Genehmigungen, Explorationskosten usw. – die meisten Kostenfaktoren sind enorm gestiegen. Das wiederum hat die Gewinnmargen unter Druck gesetzt und sich dementsprechend auf die Performance ausgewirkt.
Bitcoin hebt ab
Deutlich stärkere Kursbewegungen als bei Gold sehen wir gerade bei Bitcoin. In Sachen Spot-ETF blicken die Investoren gerade vor allem auf den 10. Januar 2024, weil das die finale Deadline für die Zulassung des Spot-ETFs von Ark Invest ist. Dementsprechend gehen viele davon aus, dass der 10. Januar der letzte Termin ist, an dem die SEC eine Entscheidung treffen muss. Und auch andere Indikatoren wie die Kapitalzuflüsse in den Sektor und das Volumen bei den Spot-Käufen deuten aktuell eindeutig in die Richtung, dass die Rallye weitergehen kann.
Michael Saylor, CEO von MicroStrategy, hat auch in der vergangenen Woche wieder seine bullische Haltung gegenüber Bitcoin bestätigt. Wie dieser auf X (ehemals Twitter) bekannt gegeben hat, hat das von ihm gegründete Unternehmen erneut Bitcoin gekauft: Insgesamt 16.130 BTC fügte MicroStrategy seinem Bestand hinzu. Damit hält das Unternehmen nunmehr 174.530 BTC im Gesamtwert von 5,28 Milliarden US-Dollar. Im Durchschnitt zahlte man 30.252 US-Dollar pro Coin. Außerdem plant man offenbar bis zu 750 Millionen Dollar aufzunehmen, um weitere Bitcoin zu akkumulieren. Damit zählt Saylor wohl weiterhin zu den größten Bitcoin-Bullen am Markt.
Das übergeordnete Bild bei Bitcoin ist nach wie vor positiv. Wie schon im letzten Newsletter erwähnt sind Rücksetzer als Chancen zu betrachten, weiter aufzustocken. Wir sehen aktuell steigende globale Liquidiät und das treibt vor allem knappe Assets wie Bitcoin. Das zeigt der folgende Chart:
Mit dem Anstieg im Bitcoin-Kurs ist die Marktkapitalisierung von Bitcoin wieder über 800 Milliarden US-Dollar gestiegen. Damit ist Bitcoin zurück unter den Top 10 der größten Assets der Welt (Anleihen und Immobilien ausgenommen).
Grundsätzlich ist das Umfeld also weiterhin positiv für Bitcoin. Bei all der Euphorie sollte man jedoch nicht vergessen, dass es immer wieder stärkere Rücksetzer geben kann, vor allem dann, wenn viele gehebelte Long-Positionen in den Markt kommen und es zu kurzfristigen Liquidierungen kommt.
Tweet der Woche
Diesem Clip zu Bitcoin ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Er macht deutlich, welche Schwächen das jetzige Fiat-Geldsystem hat und wieso wir als Gesellschaft mehr denn je ein System-Update wie den Bitcoin brauchen.